„Nach dem Praktikum ist vor dem Praktikum“, resümierte Lehrer Wolfgang Vornhof treffend nach den wieder einmal gelungenen Präsentationen der Auslandspraktikanten 2012. Gemeinsam mit Gerhard Schmidt und Michael Steinhauer hatte der Verantwortliche der BKWB-Auslandspraktika auch im Sommer 2012 wieder 16 Schülerinnen und Schüler der Assistentenbildungsgänge und drei Studierende der Fachschule für Technik (Tagesform) bei ihren Berufspraktika im europäischen und chinesischen Ausland betreut. Deren Einblicke in Arbeits- und Organisationsprozesse in den Betrieben stießen auf großes Interesse bei den zahlreich erschienenen Zuhörern und ihre humorvollen Anekdoten über interkulturelle Verständigung machten den Aspiranten auf die kommenden Praktikumsstellen Lust auf eigene Erfahrungen im nächsten Jahr.
Den Auftakt bildete nach der Eröffnungsansprache durch den Schulleiter Matthias Flötotto das Team der Fachschule für Technik, die lebendig und anschaulich von ihrem siebenwöchigen Aufenthalt in Quingdao in der nordöstlichen chinesischen Provinz Shandong berichteten. Neben dem Besuch bekannter touristischer Attraktionen wie der Chinesischen Mauer oder dem Platz des himmlischen Friedens zeigten sich Andreas Linning und Roland Pille besonders beeindruckt von der Ausstattung und Modernität der Huade-Schule und der Arbeitsauffassung der chinesischen Arbeiter. Bereits im vergangenen Jahr durften vier Schüler erstmalig der dem BKWB durch die jüngst aufgebaute Schulpartnerschaft verbundenen Berufsfachschule für Wirtschaft und Entwicklung einen Besuch abstatten. Auch die Arbeitsauffassung der chinesischen Arbeiter bei einem Hersteller für Kompressoren z.B. für Kühlschränke und Klimaanlagen imponierte unseren Praktikanten. Andreas Linnings Warnung vor dem Gebrauch des deutschen „Tschüss“, das im Chinesischen „Geh‘ sterben!“ bedeute, und weitere Warnungen vor sprachlichen und kulturellen Fauxpas sorgten für Erheiterung bei den Zuhörern. Es fielen aber auch kritische Worte wie etwa gegenüber der chinesischen Zensur. Dennoch sei, so betonte Linning, für ihn ein deutlicher Umbruch in der regimetreuen Haltung der Bevölkerung zur Partei zu beobachten.
Mit dem Leonardo-da-Vinci-Programm unterstützte die EU auch in diesem Jahr durch ihre Fördergelder die Praktika im europäischen Ausland wie in Ungarn, Tschechien oder der Slowakei. Delphi Thermal Systems in Balassagyarmat und die FAG-Niederlassung im ungarischen Debrecen, VSE IT und RWE IT in Košice, Slowakei, oder Edscha Automotive in Kamenice nad Lipou (Tschechische Republik) waren auch in diesem Jahr wieder Anlaufstellen für unsere Praktikanten. Die Aufgabenbereiche vor Ort waren vielfältig und reichten für unsere Maschinenbauanwärter der AKA90 von der Fertigung von Einspannvorrichtungen oder von Maschinenkomponenten und dem Übersetzen von Präsentationen und Texten von deutsch nach englisch und andersherum bis hin zur Überprüfung von Maßen und Funktionen von Kompressoren oder der Kalibrierung von Messinstrumenten. Auch bekannte Werkstoffprüfungen wie der Zugversuch, der Absenktest oder der Salzsprühtest, mit deren Hilfe bei Edscha Automotive geprüft wird, wie sich Türscharniere unter den verschiedenen Bedingungen verhalten, kamen zur praktischen Anwendung. Unsere Praktikanten des Bereichs Betriebsinformatik durften bei der für den IT-Support der RWE AG zuständigen RWE IT und bei VSE IT, die zu 49 Prozent der RWE angehört, zum Beispiel ein Computerprogramm erstellen, mit dessen Hilfe aus Datensätzen automatisiert ein Lebenslauf erstellt wird, oder mehrsprachige SW-Applikationen installieren bzw. deinstallieren.
OMTEC in Bursa (Türkei) wurde in diesem Jahr auf Eigeninitiative von Gürsel Aras als Praktikumsstelle erprobt. Der bedeutendste Produzent und Lieferant von Automobilzubehör in der Türkei befindet sich in der viertgrößten Stadt der Türkei und bot unserem Praktikanten vor allem Aufgabenfelder in den Bereichen des Marketings und des Vertriebs. Marktforschung, Kundenbetreuung und Kundenrecherche sorgten dabei für nachhaltig spürbare Resultate. Diese äußerten sich für Gürsel Aras darin, dass er immer noch Post von den Botschaften verschiedener Länder erhalte, die er in seinem Praktikum diesbezüglich kontaktiert habe, wie er schmunzelnd anmerkte.
„Wir haben uns alle in unserer Persönlichkeit weiterentwickelt“, lautete ein prägnantes persönliches Fazit der Praktikanten, das auch zwischen den Zeilen immer wieder durchklang. Was es darüber hinaus bedeutet, eigenverantwortlich und initiativ zu arbeiten, war eine von vielen Erfahrungen, die den jungen Leuten niemand mehr nehmen kann.