Fast mucksmäuschenstill ist es in der gut gefüllten Aula, als der 84 jährige Dr. Wolfgang Kotek den Schülerinnen und Schülern der Assistentenklassen anhand von persönlichen Fotos und Zeitdokumenten seine Flucht vor den Nazis anrührend und lebendig erzählt. Als Kind einer jüdischen Familie wird er 1930 in Wuppertal geboren und verbringt den ersten Teil seiner Kindheit hier. Durch die Hilfe seiner Großeltern entkommt er dem Massenmord, verliert einen Großteil seiner Verwandten und Freunde in den Konzentrationslagern und überlebt den Holocaust mit einer falschen Identität in den Niederlanden. Viele Schüler und Schülerinnen sind erschüttert zu hören, wie demütigend viele Deutsche mit Juden umgegangen sind. „Man hat mir als Kind ins Gesicht gespuckt und mich über die Straße geschleift, nur weil ich Jude war“, berichtet Wolfgang Kotek, wobei er auf seine Narbe am Arm zeigt, die ihn nach wie vor an dieses schreckliche Erlebnis erinnert.
Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte wurde am Donnerstag in unsere Schule durch das Erzählen von Herrn Kotek sichtbar gemacht und hat so manch einen sehr nachdenklich und fragend zurückgelassen. Angesichts des im Sommer geschehenen Brandanschlags auf die Neue Synagoge in Wuppertal und des an vielen Orten neu aufkeimenden Antisemitismus endete Dr. Kotek seinen Vortrag mit einer Aufforderung an die Schüler und Schülerinnen: „Verbessert die Welt und fangt bei euch selbst an!“
Alle waren sehr dankbar für die Begegnung mit Herrn Kotek, seinen Mut, die eigene Lebensgeschichte zu erzählen, diese zur Diskussion zu stellen und seinen unerschütterlichen Glauben an Gott kennenzulernen. Wir hoffen auf weitere Begegnungen mit spannenden Zeitzeugen! Das Kontakt zum Projekt wurde von der Stadt Wuppertal initiiert.